Rap aus dem Eichsfeld
„Ich will immer in die Ferne“, ist eine der ersten Zeilen des Songs „Bologna“ vom Leinefelder Rapper Jibba. Eine Zeile, mit der sich viele identifizieren können. Doch wer ist dieser Jibba überhaupt? Wie kam er hier im Eichsfeld zur Rap-Musik? Und was hat das Ganze eigentlich mit Workshops der Villa Lampe in Heiligenstadt zu tun?
Bürgerlich heißt Jibba Jim Huke, und auf die Frage, wie er zum Namen Jibba kam, erklärt der Leinefelder, es sei eine reine Schnapsidee gewesen, damals, er gerade einmal zwölf oder 13 Jahre alt und erst in der sechsten Klasse war.
In dieser Zeit kam er durch seine erste Jugendliebe mit Rap in Kontakt, da diese die Musik sehr mochte. Zuvor hatte Jibba zwar bereits in der Grundschule Gitarre spielen gelernt und sich mit Punk Rock beschäftigt, konnte jedoch mit Rap noch gar nichts anfangen. Dies änderte sich zu jener Zeit schlagartig, und der junge Jim begann, sich mit Rap auseinanderzusetzen und ebenfalls zu rappen.
Heute zählt er gemeinsam mit seiner Crew „Fünfhundert“ zu den bekanntesten Thüringer Rappern und veröffentlicht regelmäßig Songs und Alben sowie dazugehörige Musikvideos auf dem gemeinsamen Youtube-Kanal „Fünfhundert“.
Die Herangehensweise an einen einzelnen Song unterscheidet sich von der an einem Album insofern, dass alle seine Alben ein Konzept haben, einen roten Faden beziehungsweise ein bestimmtes Thema, das sich durch jeden Song eines Albums zieht.
Einzelne Songs hingegen behandeln Themen, über die er dennoch sprechen möchte, auch wenn sie nicht in das Konzept eines seiner Alben passen würden.
Manchmal hebt er Songs über Jahre hinweg einfach auf, bis sie schließlich auf ein Album passen. Das passiert regelmäßig, so auch bei seinem aktuellen Album „Endlich“, dessen Kernthema die Vergänglichkeit aller Dinge ist.
Der Entstehungsprozess des aktuellen Albums lief dabei so ab, erklärt Jibba, dass er einige Songs „rumliegen“ hatte, welche er auf einem Album veröffentlichen wollte. So suchte er nach einem Thema, das jeder der Songs in der ein oder anderen Form behandelte. Dieses fand er in der Vergänglichkeit.
Ein Thema, das Jibba sehr beschäftigt und, wie er sagt, „teilweise nicht akzeptieren möchte“. Anschließend schrieb er weitere Songs mit demselben Kernthema, der Vergänglichkeit und füllte damit das Album auf. Darum kann es jedoch auch manchmal passieren, dass Songs bei der Veröffentlichung bereits einige Jahre alt sind.
So wie es beispielsweise der Song „Viel Meer“. Doch auch andere Gründe tragen dazu bei, dass die Musik teilweise lange auf sich warten lässt.
Jibba selbst ist zwar bei der Schaffung neuer Musik der Hauptantrieb, trotzdem kann auch er nicht alles allein machen. Der Leinefelder schreibt die Songtexte, produziert die Beats und nimmt die Songs auch selbst auf.
Anschließend werden sie aber zum Mix und Mastering – der Feinschliff – an die Sunrock Studios in Brehme geschickt. Ein Prozess, der seine Zeit braucht. Danach folgt oft noch der Musikvideo-Dreh und Schnitt, für welchen Jonez Entertainment aus Worbis zuständig ist, sowie eine Promophase, also die Werbung. Erst nach Abschluss dieses Prozesses kann die Musik veröffentlicht werden.
Diesen Prozess wird auch sein kommendes Mini-Album, in Fachkreisen auch EP genannt, durchmachen. Sein Titel: „SLF“, was für „Stadt Land Frust“ steht. Es beschäftigt sich mit der Umgebung und ist für Jibba eine Art „Vergangenheitsaufarbeitung“, soll fünf bis sechs neue Songs umfassen.
Vergangenheitsaufarbeitung ist für den Rapper wohl auch die Arbeit bei der Villa Lampe in Heiligenstadt, wo er Workshops zur Drogenprävention und Rapmusik gibt. Die Teilnehmer werden über Drogen „aus der Sicht eines ehemaligen Junkies“ aufgeklärt. Das Gelernte sowie eigene Erfahrungen werden anschließend in Rap-Texte verpackt.
Am Freitag findet nun ebenfalls in der Villa Lampe in Heiligenstadt sein nächstes Konzert statt. Der Eintritt ist dabei komplett kostenlos. Neben Jibba treten auch die Rapper PTK und Tayler auf sowie der DJ „YO!DA“, mit dem Jibba bereits vor zehn Jahren auf der Bühne stand. Songs werden dieses Mal hauptsächlich von seinem neusten Album „Endlich“ gespielt. Auf die Frage, wie das Konzert wird, erwiderte Jibba scherzhaft: „Wenn du mich jetzt fragst, wie es wird, sag ich natürlich: Es wird geil.“
14.10.2022 © Thüringer Landeszeitung